Der Aufsatz arbeitet an Thomas Bernhards Erstlingsroman ‚Frost‘ heraus, wie der wissenschaftlichen Vernunft in der Figur des in der Ich-Form erzählenden Famulanten in einem ironischen Spiel in der Figur des Malers der Wahnsinn entgegengesetzt wird. Eine alles zersetzende Denk-, Fühl- und Wahrnehmungsweise, die auf allen Ebenen Krankheit, Zerstörung, Verfall, Auflösung und Vernichtung feststellt und erlebt, artikuliert Melancholie, die auf einen Weg in Finsternis, Tod und Nichts führt. In der Tradition genialer Einsichten, die mit dieser Krankheit verbunden wird, wird dem sinnengebundenen Materialismus auf der Ebene der Sprache eine Metaphysik aus Schmerz und Musik entgegengestellt, die sich allem Zerfall und Vergehen gegenüber als Ewigkeit behaupten will. Diesem melancholischen Denken sind nicht nur in der Erzählperspektive, sondern auch in Umwelt und Gesellschaft seine ironischen Gegengewichte angezeigt. Der Wahnsinn aber möchte gegenüber der ihn verurteilenden beschränkten Vernunft als ihr Anderes auftreten, dem gegenüber die in der Figur des Famulanten auftretende Vernunft szenisch in seiner Abreise am Ende ihre Niederlage eingestehen muss, die auch als Selbstbeschränkung der Vernunft interpretiert werden kann.

Melancholie, Wahnsinn und Musik. Ironisches Spiel in „Frost“ / Kruse, BERNHARD ARNOLD. - In: TEXT + KRITIK. - ISSN 0040-5329. - 43, Thomas Bernhard, quarta riedizione completamente nuova:(2016), pp. 223-238.

Melancholie, Wahnsinn und Musik. Ironisches Spiel in „Frost“

KRUSE, BERNHARD ARNOLD
2016

Abstract

Der Aufsatz arbeitet an Thomas Bernhards Erstlingsroman ‚Frost‘ heraus, wie der wissenschaftlichen Vernunft in der Figur des in der Ich-Form erzählenden Famulanten in einem ironischen Spiel in der Figur des Malers der Wahnsinn entgegengesetzt wird. Eine alles zersetzende Denk-, Fühl- und Wahrnehmungsweise, die auf allen Ebenen Krankheit, Zerstörung, Verfall, Auflösung und Vernichtung feststellt und erlebt, artikuliert Melancholie, die auf einen Weg in Finsternis, Tod und Nichts führt. In der Tradition genialer Einsichten, die mit dieser Krankheit verbunden wird, wird dem sinnengebundenen Materialismus auf der Ebene der Sprache eine Metaphysik aus Schmerz und Musik entgegengestellt, die sich allem Zerfall und Vergehen gegenüber als Ewigkeit behaupten will. Diesem melancholischen Denken sind nicht nur in der Erzählperspektive, sondern auch in Umwelt und Gesellschaft seine ironischen Gegengewichte angezeigt. Der Wahnsinn aber möchte gegenüber der ihn verurteilenden beschränkten Vernunft als ihr Anderes auftreten, dem gegenüber die in der Figur des Famulanten auftretende Vernunft szenisch in seiner Abreise am Ende ihre Niederlage eingestehen muss, die auch als Selbstbeschränkung der Vernunft interpretiert werden kann.
2016
Melancholie, Wahnsinn und Musik. Ironisches Spiel in „Frost“ / Kruse, BERNHARD ARNOLD. - In: TEXT + KRITIK. - ISSN 0040-5329. - 43, Thomas Bernhard, quarta riedizione completamente nuova:(2016), pp. 223-238.
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