Abstrakt ‚Wider den Nationalismus‘ Das Buch analysiert die Südtirolromane Joseph Zoderers unter den Gesichtspunkten des Nationalismus und der gelebten Interkulturalität. Der Nationalismus hat zwar mit dem Zweiten Weltkrieg in Europa seinen Höhepunkt und seine totale Katastrophe erlebt, ist aber in trotz der EU keineswegs überlebt, wie eine Reihe von Krisenherden zeigen. Unter diesem Aspekt entdeckt diese Untersuchung, dass Joseph Zoderer schon vor der Problematisierung des Themas in den Geschichtswissenschaften ab 1983 an einem der europäischen Konfliktherde, Südtirol nämlich, in seinen Romanen, „Das Glück beim Händewaschen“ (1976) und „Die Walsche“ (1982) eine beispielhafte grundlegende Kritik des Nationalismus vorgenommen hat. Die ‚Option‘ der deutschsprachigen Südtiroler, die sich 1939 entweder für das Deutschtum und die Migration ins deutsche Reich oder für die Italianisierung entscheiden mussten, wird als typisch nationalistischer Lösungsversuch eines typisch nationalistischen Konflikts begriffen. Die Romane Zoderers belegen exemplarisch den völligen Misserfolg nationalistischer Politik. Hier bildet sich die Grunderfahrung von Fremdheit bei Zoderer, die aus der Perspektive der Subjektivität, des Identitätsverlustes und der Versuche von neuen Identitätskonstruktionen in einer von verschiedenen Kulturen bestimmten Lebenswelt immer neu thematisiert wird. Im ersten Roman vermischen sich in den Leiden eines Internatsknaben die Kennzeichen des Nationalismus, die einzeln analysiert werden, mit denen der Pastoralmacht, die ebenfalls einer eingehenden Analyse unterworfen wird. Im zweiten Roman wird die Entfremdung der Hauptperson Olga von ihrer Deutschsüdtiroler Bergheimat herausgearbeitet, vor allem wie sich in deren Antiitalianismus die Entleerung aller Solidarwerte spiegelt. Dem steht die Fremdheitserfahrung in der interkulturellen Lebenswelt in Bozen entgegen, deren Problemebenen im einzelnen aufgezeigt werden. Die hier entworfenen interkulturellen Subjektivitätskonfigurationen werden zwanzig Jahre später im Roman „Der Schmerz der Gewöhnung“ (2002) weiter vertieft. Aus der Analyse der komplexen Romanstruktur treten die thematischen Problemebenen hervor, wo die Kritik des Nationalismus und die Problematik interkulturellen Lebens sich in eine wesentlich erweiterte geschichtliche Perspektive eingebunden finden, die das Jahrhundert vom Faschismus bis zu den Balkankriegen umfasst. Die Problematik des Nationalismus, dessen Keim der ‚linke‘, antifaschistische Protagonist in sich selbst entdeckt, verschlingt sich engstens mit der existentiellen Ebene, dem Tod seines Kindes, der Ehekrise und dem eigenen Tod. Das Augenmerk der Analyse ist dabei auf die literarischen Entwürfe von Subjektivitätskonfigurationen in einer multikulturellen Gesellschaft gerichtet.
Wider den Nationalismus - oder von den Schwierigkeiten eines interkulturellen Lebens. Zu den Südtirolromanen von Joseph Zoderer / Kruse, BERNHARD ARNOLD. - (2012).
Wider den Nationalismus - oder von den Schwierigkeiten eines interkulturellen Lebens. Zu den Südtirolromanen von Joseph Zoderer
KRUSE, BERNHARD ARNOLD
2012
Abstract
Abstrakt ‚Wider den Nationalismus‘ Das Buch analysiert die Südtirolromane Joseph Zoderers unter den Gesichtspunkten des Nationalismus und der gelebten Interkulturalität. Der Nationalismus hat zwar mit dem Zweiten Weltkrieg in Europa seinen Höhepunkt und seine totale Katastrophe erlebt, ist aber in trotz der EU keineswegs überlebt, wie eine Reihe von Krisenherden zeigen. Unter diesem Aspekt entdeckt diese Untersuchung, dass Joseph Zoderer schon vor der Problematisierung des Themas in den Geschichtswissenschaften ab 1983 an einem der europäischen Konfliktherde, Südtirol nämlich, in seinen Romanen, „Das Glück beim Händewaschen“ (1976) und „Die Walsche“ (1982) eine beispielhafte grundlegende Kritik des Nationalismus vorgenommen hat. Die ‚Option‘ der deutschsprachigen Südtiroler, die sich 1939 entweder für das Deutschtum und die Migration ins deutsche Reich oder für die Italianisierung entscheiden mussten, wird als typisch nationalistischer Lösungsversuch eines typisch nationalistischen Konflikts begriffen. Die Romane Zoderers belegen exemplarisch den völligen Misserfolg nationalistischer Politik. Hier bildet sich die Grunderfahrung von Fremdheit bei Zoderer, die aus der Perspektive der Subjektivität, des Identitätsverlustes und der Versuche von neuen Identitätskonstruktionen in einer von verschiedenen Kulturen bestimmten Lebenswelt immer neu thematisiert wird. Im ersten Roman vermischen sich in den Leiden eines Internatsknaben die Kennzeichen des Nationalismus, die einzeln analysiert werden, mit denen der Pastoralmacht, die ebenfalls einer eingehenden Analyse unterworfen wird. Im zweiten Roman wird die Entfremdung der Hauptperson Olga von ihrer Deutschsüdtiroler Bergheimat herausgearbeitet, vor allem wie sich in deren Antiitalianismus die Entleerung aller Solidarwerte spiegelt. Dem steht die Fremdheitserfahrung in der interkulturellen Lebenswelt in Bozen entgegen, deren Problemebenen im einzelnen aufgezeigt werden. Die hier entworfenen interkulturellen Subjektivitätskonfigurationen werden zwanzig Jahre später im Roman „Der Schmerz der Gewöhnung“ (2002) weiter vertieft. Aus der Analyse der komplexen Romanstruktur treten die thematischen Problemebenen hervor, wo die Kritik des Nationalismus und die Problematik interkulturellen Lebens sich in eine wesentlich erweiterte geschichtliche Perspektive eingebunden finden, die das Jahrhundert vom Faschismus bis zu den Balkankriegen umfasst. Die Problematik des Nationalismus, dessen Keim der ‚linke‘, antifaschistische Protagonist in sich selbst entdeckt, verschlingt sich engstens mit der existentiellen Ebene, dem Tod seines Kindes, der Ehekrise und dem eigenen Tod. Das Augenmerk der Analyse ist dabei auf die literarischen Entwürfe von Subjektivitätskonfigurationen in einer multikulturellen Gesellschaft gerichtet.File | Dimensione | Formato | |
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