Vor der bekannten onto-geschichtlich-geschicklichen Perspektive, die die Besinnung auf die Technik des so genannten zweiten Heidegger charakterisiert, ist es möglich, im Rahmen der existentialen Analytik von Sein und Zeit einen Ansatz zur Frage nach der Technik herauszustellen, den man als „positiv“ bezeichnen könnte. Dabei wird ein total ontologischer Horizont durch den Menschen gleichsam „gemildert“, der als Dasein mit der Technik als einer Möglichkeit und nicht als einem Schicksal konfrontiert ist. Zwar meint Heidegger, dass die „Positivität” der Wahrheit ein Erbe der metaphysischen Tradition ist, innerhalb derer die Wahrheit als veritas/adaequatio verstanden wird, während die epochale Negativität der Domäne der lethe nur im privativen alpha der aletheia als Unverborgenheit gewährleistet werden könnte. Dennoch könnte es von Nutzen sein, die Frage nach der Wahrheit in Sein und Zeit nicht als einen vollkommen ontologischen Vorgriff der Unverborgenheit zu entdecken, sondern als eine ontisch-ontologische Variante davon, d.h. in derer möglichen Zusammengehörigkeit von Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit. Die Wahrheit als aletheia ist eine Wahrheit, die den Menschen nicht mit einbezieht, weil sie das Einzige ist, was außerhalb der Seinsvergessenheit bleibt, die den ganzen metaphysischen Horizont verhüllt und im technischen Zeitalter den einzigen Zugang zur Seinsfrage darstellt. Indem dagegen die Wahrheit in der Dyade Eigentlichkeit/Uneigentlichkeit gedacht wird, bleibt der Mensch nicht ausgeschlossen, und ist noch ein Verständnishorizont möglich, der von einer wohl notwendigen, nicht aber absolut unabwendbaren Geschicklichkeit nicht völlig gequetscht wird.

Verrat oder Versagen? Sein und Zeit und die Technik / Venezia, Simona. - In: CRITICA. - ISSN 2192-3213. - I/2013(2013), pp. 6-19.

Verrat oder Versagen? Sein und Zeit und die Technik

VENEZIA, SIMONA
2013

Abstract

Vor der bekannten onto-geschichtlich-geschicklichen Perspektive, die die Besinnung auf die Technik des so genannten zweiten Heidegger charakterisiert, ist es möglich, im Rahmen der existentialen Analytik von Sein und Zeit einen Ansatz zur Frage nach der Technik herauszustellen, den man als „positiv“ bezeichnen könnte. Dabei wird ein total ontologischer Horizont durch den Menschen gleichsam „gemildert“, der als Dasein mit der Technik als einer Möglichkeit und nicht als einem Schicksal konfrontiert ist. Zwar meint Heidegger, dass die „Positivität” der Wahrheit ein Erbe der metaphysischen Tradition ist, innerhalb derer die Wahrheit als veritas/adaequatio verstanden wird, während die epochale Negativität der Domäne der lethe nur im privativen alpha der aletheia als Unverborgenheit gewährleistet werden könnte. Dennoch könnte es von Nutzen sein, die Frage nach der Wahrheit in Sein und Zeit nicht als einen vollkommen ontologischen Vorgriff der Unverborgenheit zu entdecken, sondern als eine ontisch-ontologische Variante davon, d.h. in derer möglichen Zusammengehörigkeit von Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit. Die Wahrheit als aletheia ist eine Wahrheit, die den Menschen nicht mit einbezieht, weil sie das Einzige ist, was außerhalb der Seinsvergessenheit bleibt, die den ganzen metaphysischen Horizont verhüllt und im technischen Zeitalter den einzigen Zugang zur Seinsfrage darstellt. Indem dagegen die Wahrheit in der Dyade Eigentlichkeit/Uneigentlichkeit gedacht wird, bleibt der Mensch nicht ausgeschlossen, und ist noch ein Verständnishorizont möglich, der von einer wohl notwendigen, nicht aber absolut unabwendbaren Geschicklichkeit nicht völlig gequetscht wird.
2013
Verrat oder Versagen? Sein und Zeit und die Technik / Venezia, Simona. - In: CRITICA. - ISSN 2192-3213. - I/2013(2013), pp. 6-19.
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